Gedanken zum Jahreswechsel 2019/20

Es ist der 12.12.2019, um mich herum wuseln die Papageien des FidL-Kinderhauses Fridolin. Anne, eine pädagogische Fachkraft, bastelt mit den Kids Weihnachtskarten und Max, unser Praktikant, versucht etwas Ruhe in die ach so fröhliche Weihnachtszeit zu bekommen. Er hat das Zeug zum Erzieher, bleibt ruhig und gelassen. Zwischen durch geht die Tür auf und Markus Weyh steht im Raum. Er ist der FidL-Geschäftsführer und sieht müde aus. Kein Wunder, die letzte Mail des vergangenen Tages erreichte mich um 23:10 Uhr. Das FidL-Kinderhaus Pipapo in Fahrland fordert momentan alles von uns ab. Das gesamte FidL-Team ist davon betroffen, jeder auf eine andere Art und Weise. Ob Dienstplan und tägliche pädagogische Arbeit, Konzepte lesen, ergänzen oder korrigieren, alles wird gebraucht und das ist gerade mehr als der Standard. Die Weihnachtszeit ist neben dem „Ausnahmezustand“ auch eine Hochzeit für Besinnlichkeit, Weihnachtslieder, Genuss und Wichtelaufgaben. Das alles zu organisieren macht eigentlich genug Stress, um am 24. Dezember und hoffentlich auch etwas vorher das Jahr 2019 schon mal Revue passieren zu lassen!

Doch nochmal kurz zurück zur Besinnlichkeit: schnell Angebote mit Markus Weyh korrigieren und dann mit den Papageien ein Medley singen. Die Kinder sind textsicher – im Gegensatz zu mir!

In allen Kindergruppen der FidL-Kinderhäuser und Tagespflegestellen wird fleißig gebastelt sowie gesungen. Die Weihnachtszeit geht in die heiße Phase und ich bin jeder/m Erzieher/in verbunden – dankbar für das Engagement und die Ausdauer, die als Dank dann Kinderaugen strahlen lassen. 2019 war ein Erkenntnisjahr. Viele Herausforderungen haben uns ereilt und gefordert. Die Erkenntnis, man muss sie annehmen und bei Bedarf für seine Interessen kämpfen. Insbesondere der Wettbewerb um die Einrichtung in Fahrland hat das deutlich gemacht. Erst als wir kritisch und nachfragend die Vergabeprozesse der Vergangenheit geklärt wissen wollten, ergab sich nach Jahren vergeblichen Bemühens hier eine Erweiterung für FidL um 124 geplante Kita Plätze. Die Einrichtung wird voraussichtlich im März 2020 eröffnet. Für FidL und alle Beschäftigten eine große Herausforderung, die wir gerne annehmen.

Am 15. Februar war es dann für FidL wieder soweit, Platzzusage oder Absage, seit Jahren ein Tag mit sehr gemischten Gefühlen: Einerseits können wir einigen, wenigen Kindern und Familien den Wunsch erfüllen, einen Betreuungsplatz zu erhalten. Andererseits müssen wir viele, viele Absagen rausschicken. Dies ist nicht nur für Eltern eine frustrierende Situation. Auch für FidL ist dies alles andere als schön. Die Bewerbung um die Opolestraße endete für uns wiedermal als guter Zweiter. Diesmal schauen wir jedoch genauer hin, um diese Serie nun endlich zu beenden.

Im Mai trafen wir uns mit Frau Klara Geywitz, Landtagsabgeordnete des Brandenburgischen Parlaments. Klara erklärte den Kindern viele kleine interessante Details. Da gab es Kunst zum Nachdenken, es ging um die Flaggen, die eifrig im Wind wehen und um erste demokratische Debatten und Abstimmungen. Die Papageien kennen sich gut aus! Seit ein paar Tagen wissen wir, dass die SPD Abgeordnete die Wahl an die Spitze der SPD durch Abstimmung verloren hat. Die Prinzipien verstehen auch Kindergartenkinder. Sie zu vermitteln, ist unsere pädagogische Berufung. Auch in 2019 waren die Kinder der FidL-Kinderhäuser und Tagespflegestellen in der Stadt unterwegs, um diese Erfahrungen einzusammeln. 

Die Rückerstattung der falsch berechneten Elternbeiträge startete mit dem Beschluss des Nachtragshaushaltes durch die Stadtverordneten der Landeshauptstadt. Ab Juni 2019 war dann die Möglichkeit gegeben, Anträge zu stellen. FidL und hier insbesondere die Geschäftsstelle mit Stephanie Felgner und Markus Weyh haben hier meine Forderung nach zügiger Abwicklung und Bearbeitung kompromisslos umgesetzt. Dafür nochmals Danke, denn wir sind ganz sicher einer der wenigen Träger, die innerhalb eines Jahres den kompletten Verwaltungsvorgang einschließlich der Berechnungen, dem Controlling und der Rückzahlung abgewickelt haben.

In guter Erinnerung ist mir auch der Papageienausflug geblieben. Der Übergang von der Kindergartenzeit zu dem nächsten Lebensabschnitt der Schule wird bei FidL regelmäßig gefeiert. Auch dieses Jahr gab es für die Schulpapageien ein Abschlussfest. Unter dem Motto „Des Königs Gemüse und Obst“ planten die Eltern und pädagogischen Fachkräfte eine spannende Abenteuerreise. Diese zu begleiten ist mir in den letzten zehn Jahren ans Herz gewachsen. Eltern und Kinder dieses Abschiedes setzten die Tradition fort. Ich hatte das Gefühl, dass es kein Abschied sein wird. Mein Gefühl sollte mich nicht täuschen, denn viele der Kinder die unsere Kinderhäuser besuchten, haben uns in den letzten Wochen und Monaten immer wieder besucht. Da wurden stolz Zeugnisse gezeigt, erzählt wie Schule im Alltag funktioniert und das Fridolin sowas wie eine Familie ist. Diese Verbundenheit, das Vertrauen der Kinder und Eltern macht mich stolz auf das Team und die Arbeit, die in den Häusern geleistet wird. Mein Dank gilt an dieser Stelle der Stiftung Preußische Schlösser und Gärten Berlin-Brandenburg, insbesondere der Gartenabteilung des Neuen Gartens und dem Parkrevier III in Sanssouci. 

Anfang Juli dann der nächste Paukenschlag im Jahr 2019. In der Fahrländer Gartenstraße wird seit Monaten fleißig gewerkelt und gehämmert. Dort entsteht eine neue Kindertagesstätte mit rund 120 Plätzen … und … FidL hat den Zuschlag erhalten. Die Bekanntgabe des Auswahlergebnisses hatte kurzzeitig unseren Server in die Knie gezwungen. Neben Glückwünschen, waren dafür online Anmeldungen für einen Kitaplatz in der neuen Einrichtung verantwortlich. Einen Namen gab es da noch nicht! Erst später im Jahr wurde mittels online Abstimmung der Name gefunden. Pipapo steht für Kita und Umwelt mit allem Drum und Dran für die Generation Klimawandel. Erst am 12.12.2019 konnten wir die Betriebserlaubnis für das neue FidL-Kinderhaus beantragen. Es ist noch viel Arbeit bis zur Eröffnung.

Trotz des gesamten Trubels und immer größer werdenden Gesichtsfalten und grauen Haaren auf meinem Kopf, gab es Höhepunkte, die es mir leicht machten, für FidL Kraft und Zeit zu investieren. In Erinnerung sind mir insbesondere zwei kleine Filme aus dem FidL-Kinderhaus Pittiplatsch geblieben, die mich völlig überrascht haben und das Kind in mir, insbesondere wegen der Detail Verliebtheit, hervorzauberten. Dafür Dank und Anerkennung. Unser Fontanefest, mit liebevoll erdachten und ausgefeilten Angebotsständen für Kinder und Eltern der FidL-Kinderhäuser Pittiplatsch und Fridolin, werden mir auch in Erinnerung bleiben. Die Ziegelherstellung und Resonanz der kleinen Handwerker lässt hoffen, dass der Nachwuchsmangel irgendwann unverhofft aufhört. Viele kleine und große Projekte und Angebote meiner Kolleginnen und Kollegen zeigen, das vorschulische Bildung etwas Großartiges ist. Rückschläge, Herausforderungen und kollegiale Hilfe eingeschlossen. Es wurde selber Malkreide hergestellt, Sommermatschpartys veranstaltet, Songs geschrieben und gesungen – eine neue Musikergeneration in Sachen Rhythmus vorbereitet und das Weltkulturerbe erkundet. Diese Liste ist in Wirklichkeit um ein Vielfaches länger, bleibt aber aus Zeitgründen in meinem Kopf. 

Man muss sich in Geduld üben, war die Erkenntnis in 2019 in Sachen Bauprojekt Bornim. Hier passierte lange Zeit nichts an der Baustelle. Alle Hoffnung lag bis vor drei Monaten auf Eis. Dann ein zaghafter Anfang mit Investoren, die bereits beim ersten Termin herzlich, kompetent und aufgeschlossen FidL gegenüber traten. Am 11.12.2019 nun die Gewissheit, dass sich die Geduld ausgezahlt hat. In Bornim beginnen die Abrissarbeiten zum Bau des vierten FidL-Kinderhaus in Potsdam. 

An dieser Stelle gilt auch ein besonderer Dank dem Team des Vitanas Senioren Centrum Am Volkspark. Die Kooperation ist gelebte Mehrgenerationen-Auseinandersetzung mit den verschiedensten Lernfeldern. Unser Laternenumzug und das gemeinsame Singen verknüpften Alter und Kindheit in enger Weise. Die Kinder sind frei von Vorurteilen und Berührungsängsten. Das Miteinander fördert Verständnis und Rücksichtnahme. So manch‘ strahlende Augen der BewohnerInnen zeigten mir die Dankbarkeit, die uns auch in diesem Jahr mehrfach gut getan und Kraft gegeben hat. 

FidL wird sich in den nächsten Monaten weiter entwickeln. Der Zuwachs an Kapazitäten, Verantwortung und Haftungsverantwortung erfordert ein Umdenken in unserer juristischen Konstellation. Was als kleiner gemeinnütziger Verein angefangen hat, wird nun zur gemeinnützigen GmbH firmieren. Auch das, ein langer Weg in der Geschichte der Frauen in der Lebensmitte. 

Der Zusammenhalt der Menschen, die hier bei FidL arbeiten und jeden Tag ihre Aufgaben erledigen, die Elterngespräche und das Vertrauen gegenüber uns, dem FidL-Team geben mir und dem gesamten Team die Kraft auch solche unruhigen, herausfordernden Jahre zu überstehen. Wir sind wie in jedem Jahr mit den Herausforderungen der stetigen Veränderungen beschäftigt. Neue FidL-Teammitglieder müssen gesucht, neue Konzepte erdacht, Bewährtes gepflegt und erhalten werden. Dabei bleibt festzuhalten, dass nichts so stetig ist wie die Veränderung! 

In der Zwischenzeit hat die Mittagsruhe, Pause begonnen und ein paar Papageien machen gerade mit der stillen Beschäftigung weiter. Markus Weyh bringt gerade die nächsten Eilmeldungen an meinen Schreibtisch und ich muss an einen Song denken, den ich gerade in Arbeit habe. Er heißt „Glitzereinhornraketenfee“ Diese Fee hat einen Zauberstab dabei und ist jetzt schon oft damit beschäftigt, die raue Wirklichkeit des Alltags einfach fortzuzaubern. Ob Stau, Zeitmangel der Eltern oder Langeweile, sie macht alles mit einem Wisch anders. Ich überlege ernsthaft ihre Dienste in Anspruch zu nehmen, um etwas mehr Ruhe in die besinnliche Zeit zu bekommen.

Ich wünsche allen ein gesundes und friedvolles 2020. 

Henry Sawade 

Vorstandsvorsitzender
FidL-Frauen in der Lebensmitte e.V.

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